Dr. Andreas Leo Faulstich © 23.04.2013, Update 18.04.2018
Gumotex Swing 1 Kajak Test
Mein Gumotex Swing 1 Einer-Schlauchkajak wiegt nur 11 Kilo und ich kann es alleine Ein- und Aussetzen und Umtragen. Es passt in einen 80cm-Packsack. Mit einem kleinen Gepäck-Trolley sind Fußwege möglich und ich transportiere das Boot oft in Bus und Bahn. In 6 Minuten aufgebaut und in 4 Minuten eingepackt ist das Kajak für Kurztouren geeignet. Ich verwende es auch gerne für Mehrtagestouren, weil ich genug Platz für Camping-Gepäck habe, durch die flache Bauweise kippstabil bin und weil ich mit einer Spritzschürze auch bei Regen und Wellen trocken bleibe. Auf längeren Strecken paddle ich mit etwa 4 km/h.
Mein Test: SEHR GUT
Foto: ALF im Swing mit Tagesgepäck, das auch unter die Decks passen würde.
Eigenschaften des Gumotex Swing 1 Kajaks
- Preis: Das Gumotex Swing 1 kostet mit Richtungsfinne und Spritzschürze ca 500 Euro.
- Gewicht: Boot 11,2kg, Richtungsflosse 160g, Spritzschürze 345g, dünner Nylon-Packsack 155g und Spanngurt 35g.
- Packmaß: Lieferung: 70 Liter (70cm x 40cm x 25cm). Mein Packmaß: 90 Liter (75cm x 40cm x 30cm).
- Größe: Aufgebaut misst das Swing 320cm Länge x 87cm Breite x 38cm Höhe.
- Für leichte und mäßig schwierige Flüsse, Seen und Küsten: Laut Herstellerangaben ist das Swing 1 nach der ISO 6185-1 Norm für geschützte Binnengewässer mit Windstärken bis 4 Beaufort und Wellenhöhen bis 50cm konstruiert. Als Wildwasser-Schwierigkeitsstufe gibt der Hersteller WW2 an: mäßige Strömung, freie Durchfahrten, unregelmäßige Wellen, schwache Wirbel oder Schwälle, kleine Stufen. VORSICHT: Nach meiner Erfahrung ist es bei frischer Brise (5 Bft) nur kurzzeitig und anstrengend und bei starkem Wind (6 Bft) nicht mehr möglich, gegen den Wind vorwärts zu kommen.
- Transport: 70 Liter Packmaß und 12kg Gewicht ermöglichen den Transport im Auto, Flugzeug, Bus oder Bahn, auf Fahrrad, Gepäck-Trolley oder Rücken. Und das Boot passt in Bahnhof-Schließfächer.
- Aufbau 6 und Abbau 4 Minuten: Fürs Auspacken und Aufbauen brauche ich 6 Minuten, fürs Abbauen und Einpacken 4 Minuten. Wenn ich die beiden Cockpitstreben montiert lasse: 4 Minuten und 3 Minuten.
Deshalb ist das Gumotex Swing auch gut für kurze Ausflüge und Tagestouren geeignet. Den Süllrand nehme ich nicht heraus.
- Umtragen: Aus dem Wasser hebe ich das Swing mit 10kg Tagesgepäck an den beiden Cockpitstangen. Auf längeren Strecken trage ich das leere Boot über eine Schulter. Das Campinggepäck kann ich gleichzeitig auf dem Rücken tragen oder mit der anderen Hand auf einem Gepäcktrolley ziehen. Zu zweit kann man das Boot an den beiden stabilen Griffen vorne und hinten tragen.
- Geschwindigkeit 4km/h: In normaler Fahrt paddle ich in 2 Stunden etwa 8km Strecke, also 4km/h. Kurzzeitig oder bei Rückenwind schaffe ich mehr. Bei Tagestouren rechne ich inklusive Pausen mit 3km/h. Dabei mache ich nach je zwei Stunden eine Stunde Pause oder öfter kürzere Pausen. Die Tourengeschwindigkeit des Swing ist etwas langsamer als die von längeren Faltbooten und Kunststoffkajaks, aber ähnlich wie bei Booten ähnlicher Größe. Als trainierter Paddler kann ich mit unerfahrenen, gemütlichen oder rücksichtsvollen Gruppen mithalten.
- Geradeauslauf: Mit Richtungsfinne fährt das Swing gut geradeaus und reagiert auf allen Kursen kaum auf Wind. Auch starker Wind ist kein Problem. Ohne Richtungsfinne habe ich es noch nicht ausprobiert.
- Tiefgang: Mit Richtungsfinne hat das Swing knapp 25cm Tiefgang, ohne etwa 10cm. Die Seitenschläuche fahren bis etwa 70kg Beladung kaum im Wasser.
- Trockene Fahrt: Die ansteigenden Decks und der Süllrand schützen gut vor Spritzwasser. Auch durch die nicht wasserdichten Reißverschlüsse kommt bei mäßigen Bedingungen kaum Wasser. Die Spritzschürze (extra kaufen) wird (ab Modell 2013) einfach per Gummizug über den Süllrand gezogen und stramm gestellt. Sie schützt sehr gut gegen Regen, Spritzwasser und Wellen. Ein schwerer Brecher könnte sie aber lösen. Der Notausstieg ist einfach und sicher.
- Spritzschürze: Die Spritzschürze (extra kaufen) wird (ab Modell 2013) einfach per Gummizug über den Süllrand gezogen. Sie schützt gegen Regen, Spritzwasser und kleinere Wellen. Zum Notausstieg zieht man am Griff oder man zieht das Gummiseil ab, indem man einfach das Cockpit verlässt. Per Spritzschürze kann man das Cockpit am Liegeplatz außer vor Regen auch vor Tieren und neugierigen Mitmenschen schützen.
- Kippstabil: Das Swing ist durch die flache, breite Bauweise auf ruhigem Wasser und bei mäßigen Wellen bis mindestens 50cm sehr kentersicher. Die Richtungsfinne und schweres Gepäck unter Deck stabilisieren das Boot. Hohe kurze Wellen oder Brandung könnten es zum Kentern bringen. Schweres Gepäck auf den Decks wirkt bei deutlicher Schräglage und beim unbesetzten Boot ungünstig.
- Unsinkbar: Als Schlauchboot mit 3 großen Luftkammern ist das Swing unsinkbar. Durch den großen Auftrieb kann man auch noch bei geflutetem Cockpit fahren und das Boot lenzen, weil es noch aus dem Wasser ragt. Auch wenn einer der drei Schläuche beschädigt wird, bleibt das Boot fahrbar.
- Cockpit: Das Cockpit ist 75cm lang und innen 45cm und am Süllrand ca 52cm breit. Unter der vorderen Cockpitstrebe ist in der Mitte 27cm Platz. Der Süllrand-Umfang ist unten 200cm oben 206cm. Mir (170cm, schlank) passt das Cockpit gut: Ich sitze meistens mit den Beinen leicht zur Seite gewinkelt und mit den Fußspitzen gegen die Fußstütze. Ich kann auch die Beine ganz ausstrecken, mit leicht angehobenen Knien gegen die Seitenschläuche im Schneidersitz sitzen oder etwas zurückgelehnt mit den Beinen außen auf den Seitenschläuchen oder mit den Füßen im Wasser. Vermutlich finden auch größere Leute bis etwa 190cm Platz. Kleinere müssen ein Gepäckstück als Fußstütze nehmen.
- Sitz: Damit der Sitz nach vorne geklappt werden kann, ist zwischen Sitzfläche und Rückenlehne ein Stück Stoff. Falls der Sitz in der Fahrt nach vorne rutscht, sitzt man leider auf der hinteren Sitzflächenkante.
- Fußraum: Die relativ weiche Fußstütze ist für Leute zwischen etwa 170 und 190cm Körpergröße einstellbar. Kleinere müssen sich mit einem Gepäckstück behelfen oder die Fußstütze umbauen. Der Fußraum ist etwas eingeschränkt. Um bequem zu sitzen, ziehe ich meine Schuhe aus.
- Einsteigen und Aussteigen: Ich ich steige mit einem Fuß ins Cockpit vor dem Sitz, hocke mich hin, verlagere das Gewicht ins Boot, nehme den zweiten Fuß hinein, setze mich und stecke die Beine nach vorne. Aus dem Wasser kann man sich auch seitlich über den weichen Süllrand auf den Sitz setzen und dann die Füße ins Cockpit drehen und nach vorne ausstrecken. Zum Krätschen und Setzen ist das Boot etwas zu breit. Falls man sich in das Boot plumpsen lässt, sind Sitz und Boden angenehm weich. Nur an den (runden) Cockpitstangen könnte man sich stoßen.
- Gepäckvolumen: Laut Typenschild darf man das Boot mit 120kg beladen (Kanute plus Gepäck). Unter Deck passen hinten 45 Liter und vorne 15 Liter. Weitere etwa 100 + 50 Liter kann man auf den Decks festschnallen. Schweres Gepäck sollte man möglichst unter Deck oder flach auf dem Deck transportieren.
- Einfach zu bepacken: Vom Cockpit aus kann man Gepäck unter die Decks schieben. Rückenlehne und Sitz lassen sich nach vorne klappen. Durch die Deckreißverschlüsse kann man kleinere Gepäckstücke stecken oder beim Be- und Entladen nachhelfen. Unterwegs ist Gepäck unmittelbar hinter dem Sitz gut erreichbar und dort lagere ich deshalb Luftpumpe, Lenzpumpe, Schwamm, Spritzschürze, Schwimmweste und Regenkleidung.
- Biwak tauglich: Ich (170cm, schlank) hätte genug Platz, um im Boot zu schlafen, wenn ich das Boot an Land ziehe, die Finne demontiere, die Luft aus dem Boden lasse, den Sitz auf eine Seite klappe und eine dünne Isomatte ins Boot lege. Den Heckreißverschluss müsste ich öffnen, weil dort mein Kopf liegt. Bei jeder Bewegung entstehen aber Gummi-Geräusche.
- Material und Haltbarkeit: Die Luftschläuche des Swing bestehen aus ca 0,6mm starkem Nitrilon, einem beidseitig Gummi-beschichteten Polyester-Gewebe. Die Stoff-Decks aus Hevealon sind innen gummiert und die starken Reißverschlüsse sind leichtgäng. Eine hohe Belastung trifft vermutlich die Stellen, wo die Metallstangen auf die Schläuche gesteckt werden. Im Internet habe ich einen Bericht über Beschädigungen der Seitenschläuche durch die Stangen beim Modell 2012 gefunden. Mein Modell 2013 ist hier durch eine extra Schicht Bootshaut unter den Befestigungslaschen verstärkt. Material-Beschädigungen sind auch möglich bei Kollisionen mit Kraft gegen spitze oder scharfe Gegenstände oder lange andauerndes Schleifen über Sand oder rauhe Oberflächen. Bei meinen Gumotex-Booten vermeide ich vor allem den Überdruck durch Überhitzung. Ansonsten bin ich nicht besonders vorsichtig und hatte noch nie einen Schaden. Allerdings sind stellenweise harmlose feine Kratzer am Unterboden sichtbar vom Schleifen über flache Stellen oder beim Ein- und Aussetzen.
- Überhitzung: Bei Sonneneinstrahlung können die Schläuche heiß werden und der Luftdruck steigen. Auf dem Wasser reicht normalerweise das Spritzwasser zur Kühlung. Wenn man das Boot irgendwo festmacht oder an Land bringt, sollte man etwas Luft ablassen oder man muss für Schatten oder Kühlung sorgen. Der Boden ist durch ein Überdruck-Ventil geschützt.
- Reparatur: Dem Boot liegt ein Reparaturset mit Kleber und Flicken bei. Bei kleineren Reparaturen (Stich-Loch) darf man es nach 30 Minuten wieder aufpumpen und die Fahrt fortsetzen. Nach größeren Reparaturen empfiehlt der Hersteller 24 Stunden Wartezeit. Die Ventile der 3 Hauptkammern können mit speziellen Werkzeug zur Reinigung oder zum Ersatz herausgeschraubt werden. Man erhält es bei Gumotex-Händlern. Der Tschechische Hersteller bietet Wartungs- und Reparatur-Service an.

Foto: Beim Modell 2013 des Gumotex Swing optimiert: fester Süllrand und Spritzschürze mit Gummizug (statt Klett); Verstärkungen der Seitenschläuche unter den Befestigungslaschen der beiden Aluminium-Cockpitstreben; Kürzerer Heck-Zipper, so dass das Heck-Deck nicht mehr aufklappbar ist; hellgrauer Netzbezug auf der Rückenlehne.
Aufbau und Aufpumpen des Swing Kajaks
Ich packe das Boot aus, lege es lang auf den Boden und montiere dann die Richtungsfinne. Jetzt drehe ich die Stifte der 3 Hauptventile, bis sie herausspringen, um die Rückschlag-Ventil-Funktion szu aktivieren. Nun pumpe ich erst die Seitenschläuche und dann den Boden auf, prüfe den Druck mit dem Daumen und schraube dann die Ventildeckel auf die Ventile. Insgesamt brauche ich 5 Minuten. Ich verwende eine 2-Liter-Doppelhubpumpe. Mit einer einfachen Fuß-Pumpe erreiche ich nicht den nötigen Druck.
Abbau, Falten und Einpacken des Swing
Ich hebe das Boot aus dem Wasser, schütte innen vorhandenes Wasser aus und wische das Boot außen trocken.
Dann lasse ich die Luft aus den Ventilen, demontiere die Finne, wische das Kajak innen trocken und demontiere die beiden Cockpitstreben.
Ich klappe den Sitz zusammen und stecke die Seitenwände zwischen Boden und Deck nach innen. Dann rolle ich das Boot zusammen und lege dabei die beiden Alu-Stangen, Luftpumpe und Lenzpumpe in die Mitte. Das ganze Paket (ca 75cm x 40cm x 30cm) fixiere ich mit dem Spanngurt und stecke es in die Nylonhülle und stecke dann noch die 4 Paddel-Teile, den Reperatur-Kit und die Spritzschürze hinein. Das Ganze kommt dann in meinen wasserdichten 135-Liter-Gumotex-Rucksack, wo noch genug Platz für weitere Ausrüstung bleibt..
Ohne das Trockenwischen und andere Ausrüstung dauert das Abbauen und Einpacken des Bootes etwa 4 Minuten.
Wenn das Boot feucht eingepackt wurde, packe ich es zu Hause wieder aus, öffne die Reißverschlüsse, wische das Boot trocken und stelle ein Paddelblatt und die Luftpumpe unter die Cockpitstreben, um das Lüften zu verbessern. Dann lasse ich es über Nacht trocknen. Am nächsten Morgen sauge ich es mit dem Staubsauger ab und packe es wieder ein.
Den Packsack lasse ich noch einige Tage offen stehen, um die Restfeuchte zu trocknen.
Tipps zum Gumotex Swing Kajak
- Ausstattung: Das Swing wird mit Schwamm, Reparaturset und Ventiladapter geliefert. Ich empfehle, auch die Richtungsfinne (ca 15 Euro) und die Spritzschürze (ca 35 Euro) zu kaufen.
- Ventiladapter-Anschluss: Der Gumotex-Ventiladapter passt bei manchen Luftpumpen an keinen der Schlauch-Adapter. Einen dünnen Adapter kann man mit Gewebeklebeband passend machen. Den Ventiladapter habe ich am Pumpenschlauch fest geklebt.
- Geschwindigkeit optimieren: Wenn das Swing waagerecht im Wasser liegt ist es etwa 20% schneller als wenn es etwas schräg steht. Die waagerechte Lage erreiche ich durch einen guten Gewichtstrimm: Wenn ich hinten Camping-Gepäck transportiere, verlagere ich etwa 4 Kilogramm Wasser nach vorne ins Boot und außerdem das Tagesgepäck auf das Vordeck. Eine weitere Verbesserung der Geschwindigkeit erreiche ich, indem ich die Schläuche stärker aufpumpe als Gumotex empfiehlt. Damit dies auch beim Boden möglich ist, habe ich das Überdruckventil mit Gewebeklebeband überklebt. Aus Vorsicht lasse ich dann bei Erwärmung, oder wenn ich das Boot am Ufer alleine lasse etwas Druck ab.
- Luftdruck: Wenn das Boot am Ufer direkter Sonne ausgesetzt ist, kann der Luftdruck in den Schläuchen so stark steigen, dass sie sich verformen und beschädigt werden. Ich mache das Kajak deshalb entweder unter einer Brücke, unter einem Steg oder unter Bäumen fest oder hole es heraus und lege es in den Schatten. Dabei beachte ich den Lauf der Sonne. Oder ich lasse einen Teil der Luft heraus und pumpe später wieder auf. für kurze Zeit reicht es auch, das Boot gründlich nass zu machen.
- Vorsicht: Man sollte das Boot nicht über den Boden schleifen, nicht gegen spitze oder scharfe Hindernisse fahren und trocken und schattig lagern. Auf Dauer kann Das UV-Licht der Sonne den Kunststoff angreifen. Und Hitze kann aufgepumpte Schläuche durch Überdruck beschädigen. Bodenberührungen übersteht das Boot unbeschadet, solange es nicht mit hoher Kraft auf spitze oder scharfe Hindernisse trifft.
- Gepäck:
Im Heck verstaue ich Lebensmittel, im Bug Wasser und Tagesverpflegung. Hinter dem Sitz ist noch genug Platz für eine kleine Doppelhubpumpe, eine Lenzpumpe, Schwamm, Spritzschürze, Schwimmweste und Regensachen und ich kann unterwegs jederzeit auf diese Sicherheitsausrüstung zugreifen. Auf dem Heckdeck verstaue ich den großen Packsack mit Gepäcktrolley, Zelt, Schlafsack, Isomatte und Ersatzkleidung. Auf dem Bugdeck den 50-Liter-Tagesrucksack mit Wertsachen und Tagesgepäck. Im Cockpit passt rechts und links vom Sitz jeweils eine 500ml Wasserflasche. Wasserdicht verpacktes Gepäck oder Luftkissen unter den Decks reduzieren das mögliche Wasservolumen bei Flutung des Cockpits und verbesseren dann Auftrieb und Fahrbarkeit des Bootes.
- Reißverschluss: Ich vermeide Sand und Schmutz und putze die Reißverschlüsse notfalls mit Bürste und Lappen. Leichtgängig halte ich sie mit einem Tropfen Öl. Für extremen Bedingungen kriegt man die Reißverschlüsse wasserdicht, indem man sie noch trocken von außen mit Gewebeklebeband zuklebt.
Zubehör fürs Gumotex Swing Kajak
- Richtungsfinne (Skeg): Die Gumotex-Richtungsfinne vermindert das Drehen in Paddelpausen und erleichtert die Geradeausfahrt bei starkem Wind von hinten oder von der Seite. Mit Finne wird das Boot auf geraden Strecken geringfügig schneller. Man steckt die Finne vor dem Aufpumpen unter dem Heckboden des Swing in die schwarze Lasche. Die Finne ist aus Kunststoff, wiegt 160g, ist handgroß, vergrößert den Tiefgang um 12cm und kostet etwa 15 Euro. Auf Wildwasser und wenn Flachwasser oder Hindernisse (Äste, Steine, Pflanzen) erwartet werden, sollte man die Finne weglassen. Unterwegs kann man die Finne demontieren, indem man im Flachwasser aussteigt, etwas Luft aus dem Boden lässt, die Finne unter dem Boot herauszieht und die Luft wieder nachpumpt.
- Spritzschürze: Die Gumotex-Sprizschürze ermöglicht es, das Cockpit vor Regen und Spritzwasser zu schützen.
- Paddel: Ich verwende ein 4-teiliges 220cm langes Paddel (Schaftlänge 127cm). Bei einem neuen Kauf würde ich ein 240cm-Paddel nehmen.
- Luftpumpe: Als Pumpe benutze ich eine 2-Liter Doppelhub-Kolbenluftpumpe. Als meine Pumpe einmal nicht mehr arbeitete, habe ich den Deckel abgeschraubt. Das geht ohne Werkzeug. Der Kolben hatte sich vom Pumpenschaft gelöst. Nachdem ich ihn wieder angeschraubt hatte, war die Pumpe wieder dicht. Einmal habe ich eine Fußpumpe ausprobiert: Ich schaffte es nicht, damit mein Boot aufzupumpen. Unterwegs halte ich die Pumpe immer zugänglich, falls ich den Luftdruck erhöhen muss.
- Leinen: Vorne und hinten am Boot habe ich per Überhandknoten jeweils eine 3m lange 6mm dicke Schwimmleine befestigt. An den Enden habe ich mir Überhandknoten-Handschlaufen gemacht. Damit die Leinen unterwegs griffbereit sind und nicht, führe ich sie jeweils zum anderen Bootsende und wickle sie dort 2 mal um das Gepäckgummi: Die Vorleine Steuerbord (rechts) die Achterleine Backbord (links). Mit einem Griff, Zug und Ruck habe ich dann das lose Ende meiner Leine.
- Lenzhilfe: Für 20 Euro habe ich mir eine Hiko-Lenzpumpe gekauft, um das vollgelaufene Boot Notfalls auch bei geschlossener Spritzdecke leerpumpen zu können. Bei offenem Cockpit ist auch eine Wasserschaufel oder ein anderes Schöpfgefäß (ca 1 Liter) ausreichend. Bisher brauchte ich mein Swing aber noch nie zu lenzen, weil ich noch nie mehr als ein bis zwei Liter Wasser im Boot hatte.
- 100-Liter Gumotex-Rucksack (85cm x 45cm x 27cm) für Tagestouren: für Boot mit Paddel, Doppelubpumpe, Richtungsfinne, Lenzpumpe, Reparatur-Kit und Schwamm (ca 15kg). Außerdem trage ich noch einen wasserdichten 50-Liter-Tagesrucksack mit Schwimmweste, Wertsachen und Tagesausrüstung.
- 135-Liter Gumotex-Rucksack (90cm x 50cm x 30cm) für Camping-Touren: für Kajak-Ausrüstung, Camping-Ausrüstung und Verpflegung (ca 25kg). Außerdem trage ich noch einen wasserdichten 50-Liter-Tagesrucksack mit Wertsachen und Tagesausrüstung.
- Trolley: Die großen und schweren Gumotex-Rucksäcke transportiere ich auf den Wegen zu Bus und Bahn und zum Wasser mit meinem Andersen Shopper Scala Plus Trolley. Der ist 1305 Gramm leicht, kompakt faltbar und fährt über Bordsteine, Treppenstufen, Feldwege und Badewiesen.
Gumotex Swing: Das bessere Helios?
Das Swing 1 kostet mit Richtungsfinne und Spritzschürze ca 520 Euro. Das Helios 1 mit Richtungsfinne ca 390 Euro.
Im Vergleich mit meinem Gumotex Helios 1 Kajak ist das 1er-Swing geräumiger, wetterfester, kentersicherer und einfacher zu trocknen. Beim Swing kann ich auch auf dem Wasser an das Gepäck hinter dem Sitz, beim Helios nicht. Das Helios hat ein kleineres Packmaß und ist etwas schneller.
Eignung: Das Swing ist besser für Wildwasser, Wind und Wellen konstruiert. Das Swing ist flacher und liegt etwas tiefer im Wasser und in meinem Test sind auch bei starkem Wind kaum Anstrengungen für Kurskorrekturen nötig. Das Helios ist schmaler und höher. Es ist merklich kippliger und die Kentergefahr ist etwas größer. Mir ist das Helios einmal aufgrund des aufgeladenen Campinggepäcks am Ufer gekentert als ich nicht im Boot saß. Ans Helios lässt sich ein Steuerruder montieren, das bei milden Bedingungen aber nicht nötig ist. Bei starkem Wind muss man beim Helios (ohne Steuerruder) einen merklichen Teil der Anstrengungen in Kurskorrekturen investieren.
Geschwindigkeit: Die Gumotex Swing 1 und Helios 1 Kajaks sind gleich lang. Mit Richtungsfinne sind beide Boote ähnlich schnell: Auf längerer Strecke ca 4km/h. Das Swing ist breiter und aufgrund der spitzen Form hat es einen größeren Tiefgang und die Seitenschläuche fahren schon ab ca 75kg Beladung im Wasser. Beim Helios ist der Tiefgang geringer und die Seiten-Wülste bleiben auch noch bei ca 85kg über Wasser. Dadurch ist das Helios meistens etwas schneller.
Gewicht und Packmaß: Das Swing wiegt mit Finne, und Spritzschürze 12kg, das Helios mit Finne knapp 14kg. Die Packmaße sind 70 Liter beim Swing und 55 beim Helios.
Auf- und Abbau:Für Auf- und Abbau brauche ich beim Swing 6 und 4 Minuten, Den Süllrand lasse ich montiert. Falls ich die Cockpitstreben montiert lasse, verkürzen sich die Zeiten um jeweils 2 Minuten. Beim Helios brauche ich etwa 5 und 3 Minuten. Beim Helios muss ich 6 Ventile mit zwei verschiedenen Adaptern aufpumpen, beim Swing nur 3 Ventile mit dem gleichen Adapter, den ich deshalb am Pumpenschlauch fest geklebt habe.
Wasser und Sonne: Der Süllrand schützt das Swing besser vor Paddelspritzern und die Knie vor Sonnenbrand. Die Deckform und Spritzschürze schützen viel besser bei Regen und Wellen. Bei Sonne sind die Schläuche sicherer vor Überhitzung ( Überdruckventil im Boden, helle Außenschläuche, Stoffdecks). Am Liegeplatz kann man beim Swing das Cockpit mit der Spritzschürze schließen und so vor Blicken und Tieren schützen. Das Helios ärgert mich manchmal mit den zum Cockpit führenden "Regenrinnen" auf den Decks.
Gepäck: Das Gepäckvolumen unter den Decks ist beim Swing und Helios gleich: hinten ca 45 Liter, vorne ca 15 Liter. Beim Swing kommt noch etwas Platz unmittelbar hinter dem Sitz hinzu und ich kann unterwegs auf das Gepäck hinter dem Sitz zugreifen. Beim Helios blockiert die heruntergeklappte Rückenlehne den Zugriff. Auf den Decks kann man ähnlich viel Gepäck unterbringen; die D-Ring-Haltepunkte sind beim Helios stabiler. Die empfohlene Maximalbeladung beträgt beim Swing 120kg, beim Helios 100kg. Beide Boote sind für Campingtouren geeignet. Die Reißverschlüsse und der nach unten klappbare Sitz erleichtern beim Swing das Packen, den Zugriff zum Gepäck, und das Lenzen und Trocknen des Bootes.
Sitz: Das Swing hat einen unverlierbaren Sitz, das Helios nicht. Bei beiden Booten verwende ich zusätzlich ein aufblasbares Sitzkissen und muss manchmal aufpassen, dass es nicht wegfliegt. Im Swing 1 sitze ich etwas bequemer und kann die Knie besser mit dem Boot verbinden.
Paddel: Beide Boote paddle ich (170cm) mit meinem 220cm-Paddel (Schaftlänge 127cm). Ich empfehle 220cm bis 240cm. Die längeren Paddel erlauben einen flacheren Paddelstil.
Gumotex Swing 1 oder Nortik Scubi 1?
Gumotex Swing 1 ist schneller Auf- und Abgebaut und hat mehr Platz für die Füße und das Gepäck. Der Süllrand (2013) ist rundum hochgezogen und die Spritzschürze hat einen Gummizug. Der Luftboden ist robuster, beim Ein- und Aussteigen bequemer und bei Kälte wärmer und die hellen Schläuche sind in der Sonne vermutlich weniger empfindlich. Die Reißverschlüsse erleichtern das Packen, lassen aber bei harten Bedingungen etwas Wasser durch; falls das stört, kann man sie mit Gewebeklebeband zukleben. Das Swing kostet mit Schürze und Richtungsfinne ca 500 Euro.
Nortik Scubi 1 hat den bequemeren Sitz. Beine und Füße werden sportlich eng umschlossen. Das Nortik fährt auch ohne Richtungsfinne gut geradeaus. Es ist 2kg leichter und 12cm schlanker und weniger windempfindlich. Das Scubi kostet mit Spritzschürze ca 600 Euro.
http://alfafox.info © 23.04.2013 Andreas Leo Faulstich
Nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewährleistung.